Babyanzug Igelchen gefüttert - als Wendeoverall (ein kleines Zusatztutorial)

Die Maus wächst. Zum Beispiel raus aus ihrem Babyanzug Igelchen. Außerdem ist eine Sweat-Jersey-Kombi dann für 10 Grad auch nicht mehr ganz das Richtige...

Also musste ein neuer Anzug her - und weil ich immer gern was ausprobiere, dachte ich, ich kann ja mal den Reißverschluss zwischen die Stofflagen versenken - und siehe da, es gelang sogar :-)

Und nachdem ich mein ganzes Nähwissen ja aus Internettutorials habe, kann ich mich jetzt endlich mal mit einer eigenen (die natürlich auch nur das Gelernte anwendet ;-)) Anleitung revanchieren... wenn man einen Wendereißverschluss nimmt, kann man nach der hier von mir gezeigten Methode den Overall sogar zum Wendeoverall machen...

Nun ist auch Frau Käferin nach Serverabsturz mit all ihren Anleitungen hier bei Jimdo erstmal wieder online, sodass ich hier mit ihrer freundlichen Genehmigung schreibe und vor allem auch wieder auf ihre Anleitung verweisen kann - denn dies hier ist ja nur ein Zusatzexkurs für Leute, die Wendesachen und verstürzte Reißverschlüsse mögen (im Moment aber vielleicht auch ganz hilfreich ist für diejenigen, die einen gefütterten Igelchen-Anzug nähen wollen)...

immerhin bescherte mir der Käferserverabsturz eine "unfreiwillige" Testerin meiner Anleitung: Ihr Overall ist fertig geworden und sieht gut aus, scheint also einigermaßen brauchbar... :-)

Aber zum Eigentlichen: Zunächst wie bei Frau Käferin beschrieben, zwei Anzüge, einen aus Innen-, einen aus Außenstoff, herstellen (d.h. Schulternähte schließen, Ärmel annähen, eine Seitennaht schließen, Popoeinsatz einnähen und die andere Seitennaht schließen. Dabei im Innenstoff eine großzügige Wendeöffnung lassen. Eine Hand sollte problemlos durchpassen.

Die Anzüge so wenden und ineinanderstecken, wie sie später aussehen sollen - also Außenstoff mit der rechten Stoffseite nach außen und Innenstoff mit der rechten Seite nach innen.

Den (teilbaren) Reißverschluss anlegen und einen Schlitz in passender Länge (einige cm kürzer als der RV, damit er nachher am unteren Ende nicht rausguckt) in beide Stofflagen schneiden. Oben am Halsausschnitt sollten die Stopper bündig anliegen, das was am RV oberhalb der Stopper noch an Nahtzugabe dran ist, wird später umgeklappt.

Am unteren Ende des RV-Schlitzes beide Stofflagen schräg nach unten einschneiden, sodass eine dreieckförmige Lasche entsteht. (Zugegebenermaßen schneide ich das Dreieck zunächst nur in den Außenstoff und warte beim Innenstoff damit, bis ich den RV dort feststecke, so kann ich leichte Unregelmäßigkeiten der Schlitzlänge noch kompensieren.... aber ihr arbeitet ja alle ganz exakt, gell?)

Jetzt die Kapuze für beide Anzüge nähen (also die beiden Seitenteile mit dem Mittelteil verbinden) und dann die Kapuze jeweils an den Anzug anbringen - hier empfiehlt es sich, beim Stecken in der Mitte anzufangen, da die Kapuze außen etwas kürzer als der Halsausschnitt ist, weil hier später noch das Kapuzenbündchen dazukommt.

Die so vorbereiteten Anzüge nun genau andersherum wie für den RV ineinanderstecken (also Außenstoff mit LINKER Stoffseite AUSSEN und Innenstoff mit LINKER Stoffseite INNEN - ihr dürft jetzt nur die linken Stoffseiten sehen).

Jetzt einen langen Bündchenstreifen (ca. 3 Finger oder 6 cm breit) zuschneiden, längs falten und zwischen die Kapuzen legen, und zwar so, dass die offenen Seiten nach außen zeigen - ihr an der Kapuze jetzt also auf 4 Stofflagen guckt: Innenstoff, 2x Bündchen, Außenstoff.

Am Vorderrand, wo die Kapuze nicht hinreicht, das Bündchenende zwischen den Stofflagen nach oben herausziehen (Pfeil). Es muss eine Art U-Kurve beschreiben. Diesen Anfang (genauso wie später das Ende) nähe ich gern mit der normalen Nähmaschine mit 3fach-Geradstich fest, da die U-Kurve ein bisschen tricky ist - passt gut auf, dass ihr alle Stofflagen erfasst und das Bündchen immer schön an der Kante erwischt...

Ich habe es hier nochmal vergrößert: in rot der Nähweg - an dem Kreuz lasse ich die Nadel im Stoff stecken und hebe den Nähfuß an und ziehe am Bündchen, damit ich die Kurve auf die Kapuze gut kriege - das richtet sich dann alles besser aus.

Dann am Kapuzenrand entlang beide Kapuzen und das Bündchen dazwischen zusammennähen. Dabei das Bündchen etwas dehnen. Am anderen Ende wieder das Bündchen wie am Anfang nach oben ziehen und darübernähen.

Jetzt kommt der Reißverschluss dran: Um mit den Richtungen nicht durcheinander zu kommen, lege ich mir jetzt einmal den RV auf die Anzüge so drauf, wie er später drin sein muss (ich orientiere mich am Oberstoff) und teile ihn erst dann, so weiß ich, welche Hälfte auf welche Seite muss.

Nun stecke ich eine RV-Hälfte (ich beginne hier mit der ohne Schieber) auf die rechte Stoffseite des Außenstoffs, die Zähnchen zeigen zum Stoff, der Stopper liegt oben bündig am Halsausschnitt.


Dann nähe ich den RV mit einem RV-Fuß an - bis zur Ecke des eingeschnittenen Dreiecks unten.

Jetzt klappe ich oben am Stopper die Nahtzugabe des RV um, und zwar WEG VON DEN ZÄHNCHEN (Achtung! - auf dem Foto ist es genau spiegelverkehrt und ich durfte es auch wieder auftrennen... es muss nach außen zeigen!)

...dann den Innenstoff darüber legen - der RV liegt jetzt zwischen den rechten Stoffseiten von Innen- und Außenstoff...

...über die ganze Länge feststecken und festnähen. Ich beginne diesmal von unten und nähe mit dem Außenstoff oben, so kann ich genau auf meiner Naht von gerade eben entlangnähen.

 

Schneller - aber auch riskanter - ist es, den RV gleich zwischen beide Stofflagen zu stecken und alle drei Lagen gemeinsam festzunähen. Da muss man aber sehr gut aufpassen, dass man alles erwischt...

Für die andere RV-Seite brauchen wir jetzt den Halsschutz: die zwei "Halbmonde" rechts auf rechts an der Rundung zusammennähen, wenden und knappkantig absteppen. Dann die 2. RV-Hälfte nehmen und so auf den Halsschutz legen, dass der Stopper genau auf der Hälfte des Halsschutzes liegt. Die offene Seite des Halsschutzes schließt bündig mit der "zahnlosen" Seite des RV ab.

So jetzt auf die rechte Stoffseite des Innenstoffes legen, der Stopper liegt wieder auf Höhe des Halsausschnitts, die Zähnchen zeigen zum Stoff, weg von der Kante. Feststecken.

Den restlichen RV auch auf dem Innenstoff feststecken und bis zum Dreieck annähen.

Jetzt wieder am oberen RV-Ende die Nahtzugabe des RV weg von den Zähnchen klappen (diesmal hab auch ich es gleich richtig gemacht...)

Den Halsschutz darüber klappen...

...und schließlich noch den Außenstoff drüberlegen. Feststecken - wenn ihr auf die Stoffkante schaut, habt ihr: Innenstoff - Halsschutz - RV - Halsschutz - Außenstoff. Den Außenstoff auch auf dem restlichen RV feststecken. Wieder wie auf der anderen Seite von unten auf der vorherigen Naht nähen - diesmal also auf dem Innenstoff. Oben wirds dann mit dem Halsschutz sehr dick, aber wenn man schön langsam näht, kriegt die Maschine das auch hin.

So sollte das jetzt aussehen. Der RV ist beidseits zwischen Außen- und Innenstoff eingenäht. Unten ist noch eine Lücke, da, wo das Dreieck ist.

 

Jetzt durch die Wendeöffnung wenden...

...und unten das Ende des RVs herauspopeln, schließen, den RV ein Stück zuziehen und das Ende wieder zwischen den Stofflagen versenken.

 

Dann den RV einmal rundherum absteppen. Dabei das Dreieck unten auf beiden (!) Stofflagen nach innen, also zum RV hin, klappen und gaaaaanz langsam drübernähen, da man hierbei über die RV-Zähnchen muss und da leicht mal die Nadel abbricht. Am besten auf dem RV nur per Handrad.

Kleine Nebenbemerkung: Wenn eure Nähwerke immer so aussehen wie bei pattydoo oder Schnabelina, wo immer alle Kanten genau aufeinandertreffen, dann funktioniert das mit dem Rundherum-Absteppen natürlich prima. Bei Leuten von der "zum-Glück-ist-Jersey-dehnbar"-Fraktion - also ich zum Beispiel - haut das manchmal nicht ganz hin. Man muss sein Werk deswegen aber nicht wegschmeißen. Wenn ihr schon beim RV-Annähen merkt, dass das unten wahrscheinlich nicht ganz passt, steppt nur die Längsseiten ab und schließt die Dreiecke unten per Hand - man kann dann noch ganz gut einen ebenfalls ansehnlichen V-förmigen Abschluss schaffen und erwischt auch sicher beide Stofflagen.

Jetzt kommen noch die Bündchen: Hier zeige ich 2 Varianten. Die "sichere Variante" ist die Urversion von Frau Käferin - sollte man aber wirklich einen Wendeoverall im Sinn haben, fährt man mit der "eleganten Variante" besser, weil hier alle Stofflagen miteinander verbunden werden und sich so beim häufigen Umkrempeln nichts gegeneinander verschieben kann.

Zunächst aber erst einmal: Bündchen rechts auf rechts in der Breite falten und zusammennähen.

Die "sichere Variante":

Durch die Wendeöffnung zieht man sich einen Ärmel aus Innenstoff heraus. Man blickt jetzt also auf die linke Stoffseite des Ärmels.

Bündchen auf rechts wenden, in den Ärmel hineinstecken und festnähen, dabei das Bündchen dehnen, damit es sich dem Ärmelumfang anpasst.

Jetzt herauskrempeln und etwa ein Drittel umschlagen...

...durch die Wendeöffnung den Außenstoffärmel holen...

...über das umgeschlagene Bündchen stülpen und ebenfalls festnähen. Das sieht dann so aus.

Durch die Wendeöffnung zurückziehen und voilà - erstes Bündchen fertig. Die anderen 3 ebenso arbeiten.

Für die "elegante Variante" die Stoffkanten so einschlagen, wie sie letztendlich aussehen sollen, das Bündchen auf die halbe Höhe umkrempeln und dazwischen stecken - also genau so, wie es am Ende aussehen soll.

Jetzt durch die Wendeöffnung ins Innere greifen und alle Stofflagen von innen fassen und zurück durch die Wendeöffnung weit herausziehen - ich richte immer die Naht am Bündchen auf die Innenbeinnaht aus, so habe ich draußen eine Orientierung, wie alles aufeinander gehört. Gut festhalten...

...und ab unter die Maschine. Sobald man losgenäht hat, kann man dann auch die Lagen nochmal schön sortieren. Beim Nähen natürlich wieder das Bündchen dehnen, damit es sich dem Umfang der Hosenbeine bzw. Ärmel anpasst.

Letztendlich muss das Bündchen innen "verschwinden", außen sieht man dann nur noch die linken Seiten von Außen- und Innenstoff.

So sollte das jetzt aussehen. Jetzt durch die Wendeöffnung zurückkrempeln - hurra! Fertig! Nur noch 3 weitere Bündchen genauso annähen...

...und fertig ist der Igelanzug mit versenktem Reißverschluss und ggf. sogar Wendemöglichkeit!

 

Die Quallenapplikation stammt übrigens von meinem ersten Stoff'n-Design - ist jetzt auch zum allgemeinen Bestellen freigegeben!

...außerdem scheint es, dass Babys unbedingt über diesen Anzug krabbeln müssen, wenn Mama den für den Blog fotografiert... :-)

So. Fertig ist auch mein erstes Tutorial! Uff. Ich hoffe, es hilft euch Lesern weiter - freue mich auch immer über Kommentare, Verbesserungsvorschläge etc.!

Und damit diese Anleitung auch überhaupt jemand mitbekommt, wird sie jetzt beim creadienstag und beim kiddikram und bei sewmini verlinkt...